Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn.
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eben, ein Teil der altberühmten Weiterem im engeren Sinti, hier war in
uralten Zeiten, bevor der Rhein das Schiefergebirge unterhalb Bingen
durchbrach, ein See, welcher die ganze Oberrheinische Tiesebene bis zu den
Vorhöhen des Taunus und Vogelsberges bedeckte. Dieser See lagerte be-
deutende Mengen von Lehm und Löß ab und schaffte so die Grundlage für
die Fruchtbarkeit des Bodens.
wie der Grundstock des Vogelsberges, so bestehen auch seine Kusläufer
fast durchweg aus Vasaltgestein, das vor vielen Jahrtausenden als flüssige
Lava die Gegend weit und breit überflutete. Dieser Lasalt tritt bald dicht
{Düdelsheim, Calbach, Ortenberg, Gber-Widdersheim), bald porös (Die-
bach, Kltwiedermus, Eckartshausen, Michelnau), bald in platten (Wenings
und Kefenrod), bald in Form von fünf- und sechsseitigen Säulen auf (Orten-
berg, Burgbracht) und bildet ein ganz vorzügliches Material für den Häuser-
und Straßenbau. Die bei Ortenberg, Gelnhaar, Bellmuth, Gber-Widders-
heim, Talbach, Düdelsheim, Litzberg und anderwärts hergestellten Pflaster-
steine finden daher auch in vielen deutschen Städten reichen 5lbsatz und ver-
wendung. Nur an einigen Orten, wo die verengerten Flußtälchen die Wald-
zone in stärkerem Gefälle durchbrechen, tritt der Vuntsandstein zutage. Tr
zieht in einem etwa 6 km breiten Streifen von der Hardt bei Ortenberg über
den Geyersberg und Pfaffenwald bei Büdingen durch den ganzen Büdinger
Wald hin bis in die Nähe von Gelnhausen. 5ln vielen Orten wird er ge-
brochen und in den umliegenden Ortschaften als Baustein verwendet oder
auch zum Versand gebracht. Kalksteine (meist mit versteinerten Seetierchen
Muscheln u. Ögl.] durchsetzt) liegen bei Haingründau, Büdingen, Bleichen-
bach und Stockheim. 5luch Braunkohlen finden sich im Kreise, im Büdinger
Wald zwischen Büdingen und Wächtersbach, sowie in der Nähe von Nidda.
Daß auch Eisenerze nicht fehlen, bezeugen uns die vielen außer Betrieb ge-
setzten Eisengruben bei Burgbracht, Wenings, Gelnhaar u. a., deren Erzeug-
nisse noch im letztvergangenen Jahrhundert nach Hirzenhain und dem ham-
mer zu Neuenschmitten befördert wurden.
Und landschaftlich schön ist der Kreis, so daß er den vergleich mit jeder
anderen Gegend des deutschen Vaterlandes ruhig aufnehmen kann. Dazu
trägt in erster Linie der ungeheure Waldreichtum bei, denn kaum ist eine
Bergkuppe, ein Höhenrücken zu gewahren, der nicht mit knorrigen Eichen,
schlanken Buchen oder himmelanstrebenden Fichten bewachsen wäre. Ein
ganzes Drittel vom Grund und Boden ist der Forstwirtschaft vorbehalten.
Hier unter dem schützenden Laubdach der Wälder sammeln sich am moos-
und grasbedeckten Boden die Wassertröpflein und dringen nach und nach
in die tiefergelegenen Erdschichten ein. Überall können sich Quellen bilden,
die namentlich da zutage treten, wo an steil brechenden hängen sich Ton-
lager ausbreiten, welche das von oben eindringende Wasser nicht weiter in
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
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Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10.
Mit der Lage des Kreises hängt auch die verkehrssrage eng zusammen.
In früheren Zeiten bewegten sich die Heere, die Kaufmannszüge, die Posten,
die Lastwagen der Fuhrleute und Bauern aus den alten „Landstraßen",
welche als Feld- oder Waldwege noch vielfach unter dem Namen „hohe
Strafte", „Reffenstraße" oder „Frankfurter Straße" den Kreis durchziehen.
Da Frankfurt infolge seiner natürlichen Lage schon von jeher der Haupt-
Marktplatz für Vogelsberg und lvetterau war, so zogen die Landstraßen alle
strahlenförmig von dieser Stadt aus über die Höhenrücken nach dem Vogels-
berge hin, in den wasserreichen Tälern war meistens mit Fuhrwerken nicht
fortzukommen. Solche „Frankfurter Straßen" haben wir noch über Mar-
köbel, Herrnhaag, Hitzkirchen- über Altenstädt, Stockheim, Breitehaide,
Gber-Seemen,' über Altenstädt, Rodenbach, Eckartsborn, Zwiefalten,' über
Altenstädt, Ranstadt, Nidda, Unter-Schmitten. Erst vor etwas mehr als
100 Jahren begann man mit dem modernen Straßenbau, und heute hat der
Kreis ein ausgedehntes Straßennetz von 390 km Länge. Eine mächtige För-
derung erfuhr der Verkehr jedoch erst in den letzten Jahrzehnten mit der
Eröffnung der Oberhesfischen Bahn Gießen—gelnhausen (1869 bzw. 1870)
sowie der Strecken Nidda—schotten (1888), Stockheim—gedern (1888),
Nidda—friedberg (1897) und Stockheim—vilbel (1905).*) Während noch
in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts die meisten (Drte
des Kreises wöchentlich höchstens einmal Postbestellung hatten, findet heute
solche täglich mindestens zweimal statt, und schon seit Jahren sind alle Ge-
meinden an das Fernsprechnetz angeschlossen.
So ist auf allen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens im Kreis ein
riesiger Fortschritt zu verzeichnen. Die meisten Gemeinden Haben in den
letzten Jahrzehnten durch Anlegung von Wasserleitungen für gutes Trink-
wasser Sorge getragen, und durch den Anschluß an das Elektrizitätswerk zu
Wölfersheim wird für Industrie und Landwirtschaft ein neuer Aufschwung
zu erwarten sein.
Seine Geschichte.
In uralter Zeit war unsere Gegend ganz mit Wald bewachsen, in wel-
chem Hirsche, Rehe und Füchse, Wölfe,**) Luchse, Bären und andere Tiere
hausten. In diesem ausgedehnten Waldgebiete lebte ein Volk, das sich in
Tierfelle kleidete und von Jagd und Fischfang, wildem Obst und den
Wurzeln wildwachsender pflanzen nährte. Wohnungen in unserem Sinne
kannten sie nicht' sie lebten in Erdhöhlen, die sie durch Pfahl- und Flecht-
werk, mit Nasen und Erde überdeckt, wetterdicht zu machen suchten. Noch
*) Luche die einzelnen Bahnlinien auf der Karte auf!
**) Wölfe kamen noch im 16. und 17. Jahrhundert einzeln in unseren wäl-
dern vor.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]